Können vor Lachen (2023)

Heinz Rudolf Kunze (»Dein ist mein ganzes Herz«) zählt seit über 40 Jahren zu den ganz Großen der deutschen Musikszene. Dass er zu Recht als Rockpoet bezeichnet wird beweist der Hannoveraner auf seinem 39. Album »Können vor Lachen«. Die 14 Songs sind wie ein Blick durch ein Kaleidoskop, mit vielen, verschiedenen Farbtönen und Mustern, nie den Kern der Menschenfreundlichkeit vermissend und immer auf der Höhe des Zeitgeschehens, intim und doch mit Weitblick.

Auf frischer Tat ertappt – Das Jubiläum LIVE (25.11.2022)

Mit seinem 11. Livealbum präsentiert Heinz Rudolf Kunze ein ganz besonderes Zeitdokument: 21 der größten Hits aus den letzten 40 Bühnenjahren, eingespielt von einer herausragenden Verstärkung und einem Heinz Rudolf Kunze, der laut eigener Aussage die Tour seines Lebens hatte. “Dein ist mein ganzes Herz”, “Mit Leib und Seele”, “Finden Sie Mabel”, “Meine eigenen Wege”, “Aller Herren Länder” und “Lola” dürfen dabei ebenso wenig fehlen, wie Raritäten wie “Ein Traum” oder “Stirnenfuß”.
Gemeinsam mit seiner Band zündet Kunze mit souveräner Leichtigkeit ein Feuerwerk aus alten und neuen Hits, schwelgt, croont, beschwört und erzählt wie in alten Zeiten. Der Meister ist zurück!

Tracklist:

CD 1
01. Der Prediger
02. Spießgesellen der Lüge
03. Mit welchem Recht
04. Aller Herren Länder
05. Nimm mit mir vorlieb
06. Die Zeit ist reif
07. Kampfzone Mitte
08. Leg nicht auf
09. Stirnenfuß
10. Kadaverstern
11. Mit Leib und Seele

CD 2
01. Wenn du ohne Liebe bist
02. Dein ist mein ganzes Herz
03. Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort
04. Medley Heinz (Pervers – Nachts um halb drei – Lola)
05. Medley Rudolf (Ein Traum – Alles was sie will – Finden Sie Mabel – Wenn du nicht wiederkommst)

WERDEGANG (19.11.2021)

Zum 40jährigen Bühnenjubiläum hat Heinz Rudolf Kunze seine größten Songs neu interpretiert. Fünf Top-Produzenten der jüngeren Generation, haben Hand angelegt und insgesamt 24 Lieder neu arrangiert und aufgenommen.

CD 1
1 Meine eigenen Wege
2 Alles was sie will
3 Ich brauch dicht jetzt
4 Mit Leib und Seele
5 Aller Herren Länder
6 Dein ist mein ganzes Herz
7 Vertriebener
8 Leg nicht auf
9 Lola
10 Finden Sie Mabel
11 Dies ist Klaus
12 Wenn du nicht wiederkommst

CD 2
1 Wenn es vorbei ist
2 Götter in weiss
3 Finderlohn
4 Mit welchem Recht
5 Nicht mal das
6 Elixier
7 In der alten Piccardie
8 Lebend kriegt ihr mich nicht
9 Abschied muss man üben
10 Die ganz normalen Menschen
11 Noch hab ich mich an nichts gewöhnt
12 Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort

Der Wahrheit die Ehre (21.02.2020)

1. Prediger
2. Völlig verzweifelt vor Glück
3. Spießgesellen der Lüge
4. Mit welchem Recht
5. Nimm mit mir vorlieb
6. Heute ist gut
7. Nackter Fischer
8. Pervers
9. Wenn du ohne Liebe bist
10. Ich bin so müde
11. Ein sorgloses Leben
12. Die Zeit ist reif
13. Der Wahrheit die Ehre
14. Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort 

 

Schöne Grüße vom Schicksal (2018)

Schicksal oder Zufall? Geht es um die alte, schon vor Jahrtausenden die besten Geister entzweiende Frage, hat Heinz Rudolf Kunze eine klare Präferenz: „Mir wäre schon deutlich wohler, wenn unser Dasein nicht nur blindem Zufall folgen würde. Ich hoffe auf einen Plan, der hinter allem steckt – auch wenn ich ihn natürlich nicht erkennen kann.“ Worüber der Mensch nicht zu verfügen vermag, dem er gleichwohl einen Sinn zuschreibt, das nennt er Schicksal. Ein Wort, wie von Albrecht Dürer in Kupfer gestochen, archaisch und schwer wie nur je eines. Doch Kunze wäre nicht Kunze, wenn er nicht auch diesen Begriff mit Leichtigkeit vom Kopf auf die Füße stellen, ins Getümmel schubsen und zum Tanzen bringen könnte. Das neue Album – Kunzes sechsunddreißigstes seit 1981 und das erste bei Electrola / Universal Music – richtet Schöne Grüße vom Schicksal aus, fünfzehn sind es insgesamt. Songs, die von Schicksalsergebenheit ebenso erzählen wie von unbeugsamen Trotz; von den Schlägen, die man nicht kommen sieht, wie von den Momenten, in denen alles perfekt ist und einem die List der Vernunft ein Lächeln schenkt. Kurz: Musik für die beste aller möglichen Welten. Mindestens.
 
„Ich war lange verborgen, / hab mir Menschen ausgedacht, / alles, was sie erleben, / selbst mit durchgemacht“, singt Kunze im Opener „Raus auf die Straße“. In diesen Zeilen steckt eine ganze Poetik. Denn vor die Wahl zwischen Dichtung und Wahrheit gestellt, wählt Kunze stets – beides. Er behelligt den Hörer nicht mit seinem Leben. Er hebt auch nicht den Zeigefinger. Viel lieber teilt er Beobachtungen, entwirft Geschichten und stellt Bilder hin, die der Welt zu ein wenig mehr Kenntlichkeit verhelfen können. Hunderte von Texten standen für dieses Album zur Auswahl, um erst von Musik zum Leben erweckt und dann schließlich vor die Leute gebracht zu werden, ins Radio, auf die Kopfhörer, in die Hallen. Stilecht mit Springsteen-Klavier feiert „Raus auf die Straße“ den Aufbruch und die auch nach all den Jahren noch immer andauernde Liebe zwischen dem Sänger und seinem Publikum. Es ist die ideale Eröffnungsnummer für ein Album, auf dem so vieles in Bewegung gerät: die Menschen, die Gedanken und Erinnerungen, die musikalischen Stile.  
 
In „Komm mit mir“ hakt sich ein Taugenichts bei Ray Charles und Van Morrison unter und geht, vergnügt „Hit the Road, Jack“ pfeifend, mit ihnen die Straße runter und auch wieder rauf. In „Ich sag’s dir gerne tausendmal“ werden Treppen übersprungen, Gipfel gestürmt und Hängematten zwischen Wolken aufgespannt. Die Musik dazu ist, wie sie sein soll: schimmernder Pop, eingängig und himmelblau. „Luft nach oben“ vollführt seine Freudensprünge erst als Reminiszenz an die Neue Deutsche Welle, zu deren Blütezeit Kunze seine Karriere einst begann, um dann den Refrain im Glamour der frühen Roxy Music explodieren zu lassen. Und die von der Wiege bis zur Bahre reichende, so leidenschaftliche wie vergebliche Suche nach Ankommen und Erfüllung, von der „Immerzu fehlt was“ handelt, findet ihre Entsprechung in einer Verbeugung vor dem Groove und der Vitalität schwarzer Musik.
Und wie gut Kunze singt! Vielleicht so gut wie noch nie. Es ist, als hätte er in den vielen Solo-Auftritten der vergangenen Jahre seine Stimme noch einmal ganz neu als Instrument entdeckt, mit dem er nun – Orpheus mit Brille – vom beschädigten, vom wunderbaren Leben erzählen und das Schicksal zum Duell herausfordern kann. Er singt aus voller Kehle und wie der junge Mann, der er einmal war. Nur besser. Er jubelt und seufzt und verdammt und bringt der Welt mit „Schäme dich nicht deiner Tränen“ ein großes Abschiedslied, das von Vergänglichkeit spricht und vom Vorsatz, die köstliche Zeit, die noch da ist, bis zur Neige auszutrinken.
 
Denn noch immer gilt: Was bleibet aber, stiften die Dichter – und sei‘s die Furcht, dass gerade nichts von dem, was jetzt noch Bestand hat, bleiben wird. Auch davon legt Kunze auf diesem Album Zeugnis ab. Etwa im schmerzlich-schönen Winterbild „Der Vogel, der nach Süden zieht“, das im 9/8-Takt des Jazzrock fast schon ins Jenseitige kreiselt, dorthin, wo sich nicht mehr entscheiden lässt, ob der Rauch, der in den leeren, weißen Himmel aufsteigt, von einem Freudenfeuer stammt oder von den Flammen, die allem ein Ende machen. Die zehn Strophen von „Herzschlagfinale“ wissen ebenfalls um den oft heillosen Lauf der Dinge, aber auch, wie er sich, zumindest manchmal, aufhalten lässt: durch den Blick auf ein geliebtes Gesicht, auf das das Licht gemeinsam verbrachter Jahre fällt. Ganz Ratlosigkeit und Angst ist schließlich „Wie tut man denn sowas?“. Angesichts von religiös motivierten Terroranschlägen; angesichts von Tätern, die ihren Sieg gar nicht erleben wollen, gibt es keine Antworten mehr, sondern nur noch Fragen, die fassungslos auf den Umschlag von Vernunft in Barbarei deuten. Kunze kleidet sie in die Unerbittlichkeit einer alten Folk-Ballade.
 
Doch das Album lässt den Hörer nicht resigniert zurück. Im Gegenteil. Es zeigt die Lücke, die das Schicksal lässt und flutet sie mit desperater Lebensfreude: „Also reicht euch die Hände, / beschmiert Tisch und Wände / und schmettert vergebliche Lieder“. Im Saloon der alten „Zitadelle“, Kunzes Trutzburg gegen Oberflächlichkeit und Herden-Mentalität, spielt noch ein Honky-Tonk-Klavier. Und „Schorsch, genannt die Schere“, eine Kreuzung aus Robin Hood und Charles Manson, stattet den Prominenten sowie denen, die sich dafür halten, in ihren Luxusvierteln einen unangemeldeten (und schmerzhaften) Besuch ab. 
Dagegen stehen die „ganz normalen Menschen“. Mit ihrer Ehrenrettung endet die Platte. Sie erhebt das Glas auf die, die im Dunkel des gelebten Augenblicks tun, was sie können, und nimmt sie in Schutz gegen ihre leider viel zu normal gewordene Vereinnahmung durch Populisten. Näher an eine Hymne heran ist Heinz Rudolf Kunze auch musikalisch selten gekommen. Eine Hymne indes, die nicht überhöht, sondern dem Alltäglichen ein lang schon überfälliges Denkmal setzt.

Meisterwerke:Verbeugungen (VÖ: 30.09.2016)

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Das neue Konzeptalbum inkl. der Single „Blumen aus Eis“ ab 30.09.2016 im Handel

Neben den eigenen Werken gehört es bei Musikern jeglicher Couleur und gleich welchen Ranges zum festen Bestandteil ihrer Karriere, dass sie irgendwann ein Werk veröffentlichen, bei dem sie ausschließlich Kompositionen aus fremder Feder interpretieren. Legendäre Bands wie die Beatles oder die Stones begannen ihre Karriere mit jeder Menge Coverversionen. Pop-Ikonen wie David Bowie („Pinups“, 1973) oder jüngst noch Bob Dylan („Fallen Angels“, 2016) nahmen ebenso ganze Alben mit Songs auf, die sie beeinflusst haben oder die sie schlichtweg einfach nur gut fanden. Kurzum: Die Coverversion ist aus der Populärkultur nicht wegzudenken.

Heinz Rudolf Kunze, der am 30. November dieses Jahres seinen 60. Geburtstag feiert, spielte während seiner 35-jährigen Karriere immer wieder mal mit dem Gedanken, auch solch ein Album mit Coverversionen aufzunehmen. Dem notorischen Vielschreiber, der ja nicht nur Songs schreibt, sondern auch Gedichte, Prosa, Theatertexte und was ihm noch so in den Sinn kommt, hat sich nun endlich dazu entschlossen auch ein Cover-Album mit dem Titel „MEISTERWERKE:VERBEUGUNGEN“ aufzunehmen. Mit dem in Hamburg ansässigen Swen Meyer betreute ein Produzent die Aufnahmen, der sich durch Arbeiten für das Label Grand Hotel van Cleef einen Namen gemacht und unter anderem Alben von Tomte, Kettcar, Olli Schulz und Tim Bendzko produziert hat.

Der erfrischende Ansatz von Swen Meyer hat sich jedenfalls auf die Arrangements und die produktionstechnisch-stilistischen Ansätze der 14 Coverversionen auf „MEISTERWERKE:VERBEUGUNGEN“ mehr als positiv ausgewirkt. Heinz Rudolf Kunze war es ein besonderes Anliegen, mit dem Album eine Art Kaleidoskop deutschsprachiger Pop- und Rockmusik abzubilden, bei dem es keine Vorurteile oder Tabus geben sollte. Zwischen dem ältesten Original, Freddy Quinns „Junge, komm bald wieder“ von 1962 bis zur jüngsten Adaption, Caspers „Hinterland“ von 2013, liegen mehr als 50 Jahre. Erstaunlich, dass diese Zeitreise bei Kunzes grandiosem Unterfangen kaum auffällt, denn diese Meisterwerke wirken bei allen stilistischen Twists und stimmlichen Herausforderungen, die Kunze mit Bravour bewältigt, wie aus einem Guss. Selbst gestandene Kunze-Fans dürften auch von der Auswahl überrascht sein: Statt der üblichen Verdächtigen – also Kollegen wie Grönemeyer, Lindenberg oder Westernhagen – stehen auf der Tracklist unter anderen Die Ärzte, Einstürzende Neubauten und DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft). „MEISTERWERKE:VERBEUGUNGEN“ ist ein gelungener Husarenstreich, der vor allem eins ist: Eine abenteuerliche und mitreißende Reise durch die deutsche Musikgeschichte, getragen von einem verdienten Sänger in absoluter Höchstform.

„Ganz in weiß“, Roy Black, 1966 (Millionenhit, No.1 )

Wer in den Wirtschaftswunderjahren oder in den frühen Sechzigern, als in Deutschland von der Hippiekultur noch weit und breit nichts zu sehen war, aufgewachsen ist, für den führte damals kaum ein Weg an Roy Black vorbei. Roy Black war ein beliebter Sänger und ein begehrter Schauspieler, der mit Uschi Glas das Traumpaar des deutschen Unterhaltungsfilms bildete. Seine musikalische Karriere begann er in der Cover-Band Roy Black and his Cannons, die mit ihrem Rock’n’Roll Elvis Presley und Roy Orbison nacheiferten. Seine Solosingle „Ganz in weiß“ katapultierte Roy Black an die Spitze der Charts und machte ihn über Nacht zum Schlagersänger à la bonne heure. Die 2,5 Millionen Mal verkaufte Single war der Beginn der exzeptionellen Karriere von Roy Black, der sein Leben lang die Bezeichnung „Schnulzensänger“ als Makel empfand. Gleichwohl dürfte „Ganz in weiß“ über viele Jahre einer der meistgespielten Songs auf Hochzeiten gewesen sein. Heinz Rudolf Kunze, der den vor 25 Jahren verstorbenen Künstler Roy Black noch kennen und schätzen gelernt hatte, gelingt mit seiner countryfizierten Interpretation das Kunststück, diesem Evergreen jeden Kitsch zu nehmen und ihn neu zu konnotieren.

„Blumen aus Eis“, Karat, 1982 (aus „Der blaue Planet“)

„Der blaue Planet“ war mit 1.100.000 verkauften Exemplaren das erfolgreichste Rockalbum der DDR. Es war also alles andere als das verflixte siebte Jahr für die 1975 gegründete Band Karat, die von ihrem vielleicht besten Album sogar in der Bundesrepublik Deutschland 300.000 Exemplare verkauften. Heinz Rudolf Kunze wiederum hat im Laufe seiner nunmehr 35-jährigen Musikerkarriere gerade im Osten enorm viele Fans gewonnen, die ihm bis heute die Treue halten. Während sich in dem engagierten Album von Karat mitunter die Nuklearangst der damaligen Zeit niederschlug, punktete „Blumen aus Eis“ eher mit einer zeitlosen Romantik, die Kunze für seine als erste Singleauskopplung auserkorene Version gekonnt aufgreift und mit einer Rockversion (als Bonus auf dem Album) nicht minder gekonnt konterkariert.

„Junge, komm bald wieder“, Freddy, 1962, (No.1, Gassenhauer)

Der gebürtige Österreicher Freddy Quinn war ein Weltreisender, ein Mensch, der die See liebte – und der doch zum personifizierten Nachkriegsdeutschland avancierte. Mit seinem ersten großen Hit „Heimweh“ traf er 1956 den Nerv einer noch vom Krieg waidwunden Nation. Es folgten neun weitere Nummer-Eins-Hits des Wahlhamburgers in Folge, darunter auch „Junge, komm bald wieder“ aus dem Liederzyklus des Musicals „Heimweh nach St. Pauli“. Die Popularität des Liedes, das im Repertoire ganzer Generationen fest verankert ist, darf nicht unterschätzt werden. Ebenso wenig unterschätzt werden sollte das exzellente Arrangement der Neuaufnahme von Kunze, der eine schöne Balance findet zwischen Fernweh, Lakonie und kokettem Schwung. Freddy, der heute ganz zurückgezogen lebt und am 27. September seinen 85. Geburtstag feiert, dürfte diese Interpretation gefallen und vielleicht das herzlich-sympathische Lächeln hervorzaubern, das noch Millionen von Menschen von Freddy in guter Erinnerung halten.

„Hinterland“, Casper, 2013 (Titelsong des gleichnamigen Albums, Kultsong)

Eines der Stücke, die Heinz Rudolf Kunze nicht kannte und welches von Swen Meyer vorgeschlagen wurden. Casper stammt wie Heinz Rudolf Kunze aus der deutschen Provinz – und das Lebensgefühl dort, respektive der Wunsch, dem Leben dort zu entfliehen, ist das große Thema des Songs. Kein Wunder, dass sich allem Generationenunterschied zum Trotz Kunze mit dem Thema nur zu gut identifizieren konnte. Bewundernswert bleibt, wie gut es ihm gelungen ist, sich in die sperrige Kunst des ambitionierten Rappers aus Bielefeld und heutigen Wahl-Berliners hineinzulesen und hineinzuleben. Einer der größten Einflüsse, so erzählte Casper, der seine frühe Kindheit in den USA verbrachte, war für das Album „Hinterland“ kein Geringerer als Bruce Springsteen.

„Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“, Thees Uhlmann, 2011 (#52, absoluter Publikumshit)

Bereits mit seiner ersten Band Tomte entpuppte sich Thees Uhlmann als erfrischende neue Kraft am deutschen Songwriter-Himmel. Die beiden populärsten Tomte-Lieder, „Ich sang die ganze Zeit von dir“ und „Die Schönheit der Chance“ sind längst Klassiker der Indie-Generation. Auch seine Solokarriere startete Thees Uhlmann – mittlerweile auch Buchautor – überaus erfolgreich. Sein jüngstes Album „#2“ (2013) machte ihn endgültig zum Zugpferd der aus der sogenannten Hamburger Schule hervorgegangenen Künstler. Heinz Rudolf Kunze ließ es sich nicht nehmen, den Songtext von Thees Uhlmanns populärstem Song pfiffig umzudichten: Heißt es bei Thees, „ich kam auf die Welt in einem Kadett, ein Poster von Littbarski über meinem Bett, im Frühling 74, Sternzeichen Widder, im Kalten Krieg wussten wir, warum wir noch zittern“, singt Heinz: „Ich kam auf die Welt in einem Kadett, ein Poster von Fritz Walter über meinem Bett, November 56, Sternzeichen Schütze, im Kalten Krieg das Warten auf atomare Blitze“. Der größte Coup: Der Song ist wesentlich tanzbarer als das Original.

„Der Mussolini“, DAF, 1981 (Dancefloor-Klassiker der NDW)

In ihrer besten und erfolgreichsten Zeit Anfang der 1980er bestanden Deutsch Amerikanische Freundschaft im Wesentlichen aus Gabriel „Gabi“ Delagado-López und Robert Görl. Sie waren eine treibende Kraft in der aus den Punkwurzeln entstandenen Neuen Deutschen Welle. Sie spielten in ihren provokanten Texten regelrecht mit dem Feuer und ließen auch mit ihrem homo-erotischen Lack-und-Leder-Outfit viele Interpretationen offen. „Der Mussolini“, der mit der Textzeile „Tanz den Adolf Hitler“ die Möglichkeiten der Kunst ausreizte, war enorm tanzbar und brachte damals tatsächlich die Tanzflächen zum Überkochen. Der Song aus dem Jahr 1981 fällt genau in die Anfänge der eigenen künstlerischen Karriere von Kunze, der selbst stark von der Neuen Deutschen Welle inspiriert war – was man auch bei seiner DAF-Interpretation spürt, die vielleicht nicht die Härte des Originals besitzt, aber jenen Drive, der diesen Song einfach unwiderstehlich macht.

„Ich steh auf Berlin“, Ideal, 1980 (NDW-und-Großstadt-Hymne)

Noch einmal die Neue Deutsche Welle: Ideal hatten mit der frechen Schnauze von Annette Humpe tatsächlich eine Idealbesetzung gefunden, die aus dem Stand zu Vorreitern und einer Maßstäbe setzenden Formation der NDW avancierte. Seinen ersten Fernsehauftritt hatte Kunze seinerzeit in „Aspekte“ mit eben dieser Band, deren Hymne auf Berlin den harschen Ton und die Rastlosigkeit Berliner Nächte punktgenau traf. Die fast schon überhastete Gesangsperformance dieses Klassikers greift Kunze kongenial auf. Es ist erstaunlich, dass der Song, der Jahre vor dem Mauerfall in einer ganz anders strukturierten Stadt entstand, auch heute noch eine gewisse Gültigkeit hat, was die Skizzierung eines Lebensgefühls betrifft, das heute mehr denn je Millionen Menschen anlockt und Berlin zu einer der attraktivsten Metropolen weltweit macht.

„Was ich dir sagen will“, Udo Jürgens, 1967 (Stiller Hit eines Weltstars)

„Was ich Dir sagen will“ gehört neben „Merci, Chérie“, „Illusionen“ und „Immer wieder geht die Sonne auf“ zu den großen frühen Klavierballaden von Udo Jürgens, einem der bedeutendsten Entertainer des 20. und 21. Jahrhunderts. Sein Tod vor zwei Jahren hat den Verlust noch spürbarer gemacht. Der gebürtige Österreicher, der zwar nie den erträumten Sprung über den Ozean, besser gesagt den Durchbruch in Amerika schaffte, hat als Künstler zu Lebzeiten letztendlich alles erreicht, was man erreichen kann. Sein musikalisches Vermächtnis ist gigantisch. Dabei hat er Bescheidenheit gelebt, liebte sein Publikum und hatte auch immer ein gutes Wort für seine Kolleginnen und Kollegen. Zu Heinz Rudolf Kunze sagte er einmal nach einem Auftritt, er habe seine Sache ganz ordentlich gemacht. Wie sehr Kunze einen Künstler wie Udo Jürgens verehrt, hört man seiner innig-intimen Interpretation dieser wunderbaren Ballade an. Da sitzt jeder Ton, jede Nuance, jedes Zittern in der Stimme. Eine kleine Sternstunde. Merci.

„Deine Schuld“, Die Ärzte, 2003

Die Pianoakkorde, mit denen die Interpretation der grandiosen Pop-Hymne der Ärzte beginnt, gehören einem ganz anderen Jahrhundertsong: Genau mit diesen Akkorden beginnt „Hurt“ von Johnny Cash, seiner Interpretation wiederum von einem Nine Inch Nails-Song, der aber erst in Cashs Version zum Klassiker wurde. Kunzes Version von „Deine Schuld“ mag nicht so furios sein wie das Original von Bela B, Farin Urlaub und Rodrigo González, zeigt aber in seiner entschleunigten und mit Streichern unterlegten Fassung, dass die Botschaft des Songs, die noch immer drängende Aufforderung zum Handeln für eine bessere Welt, hier besser transportiert wird. Zivilcourage sollte den Menschen fürwahr wichtiger sein als Pokémons hinterherzujagen.

„So lang man Träume noch leben kann“, Münchner Freiheit, 1987

Die Münchner Freiheit wurde lange Zeit unterschätzt. Oft als Schlagerband abgetan, war sie im Grunde genommen wesentlich besser als ihr Ruf. Unbotmäßige Kritik konnte ihren Erfolg ohnehin nicht schmälern. Zudem rehabilitierte Jochen Distelmeyer, Kopf der Hamburger Kritikerlieblinge Blumfeld, die Münchner Freiheit, als er den großen Einfluss der süddeutschen Band bei den Aufnahmen von „Tausend Tränen tief“ aus dem 1999er Album „Old Nobody“ explizit hervorhob. „So lang man Träume noch leben kann“ ist im Original weit über sechs Minuten lang und wurde gemeinsam mit dem London Symphony Orchestra in den Abbey Road Studios aufgenommen. Der Publikumsdank für das Unterfangen: Platz zwei in den deutschen Charts. Kunze konzentriert sich bei seiner Aufnahme eher auf die Essenz des Songs und auf die innere Dramatik der Melodie.

„Alles aus Liebe“, Die Toten Hosen, 1993, (aus dem Album „Kauf mich!“)

Es gibt in der Geschichte deutscher Rockmusik keine andere Band, die über einen Zeitraum von nunmehr 35 Jahren das Niveau ihres künstlerischen Outputs so konsequent gehalten und letztlich noch gesteigert hat, was sie mit „Tage wie dieser“ eindrucksvoll belegte – ein wohl auf Jahrzehnte als Party- und Stadionhymne abonnierter Klassiker. Dass Frontmann Campino auch eine tiefe romantische Ader hat, das zeigt unter anderem „Alles aus Liebe“, einer von unzähligen Lieblingssongs der Fans, die jede Zeile bei den Konzerten inbrünstig mitsingen. Damals strapazierte Campino noch seine Stimmbänder bei den Refrains bis zur Grenze der Gesundheitsgefährdung. Da geht Kunze nun eindeutig vorsichtiger zu Werke und konzentriert sich voll und ganz auf die romantische Natur des Songs, die hier bestens zur Geltung kommt.

„Für mich soll’s rote Rosen regnen“, Hildegard Knef, 1968 (Evergreen)

Es ist schon eine Ehre, Hildegard Knef noch persönlich gekannt zu haben. Eine ganz besondere Ehre ist es, für eine der größten deutschen Chansonsängerinnen (und Schauspielerinnen) getextet und übersetzt zu haben. Heinz Rudolf Kunze dürfte es daher eine Verpflichtung des Herzens gewesen sein, einen ihrer vielen Klassiker zu interpretieren, die so wunderbar melancholisch klingen und in denen die kleinen und großen Dramen des Lebens nicht selten zwischen den Zeilen liegen. „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ ist Lied gewordene Sehnsucht, in dem der Desillusion durch schlechte Erfahrungen im Leben eine starke optimistische Haltung für eine bessere Zukunft entgegensteht. Kunze gelingt auch hier einmal mehr das Kunststück, dem Gefühl des Originals mit sonorer Stimmleistung mehr als gerecht zu werden. Die Knef dürfte noch von vielen Generationen neu oder wiederentdeckt werden. Unsterblich.

„Wenn ein Mensch lebt“, Puhdys, 1973, (aus dem Film „Die Legende von Paul und Paula“)

Die Puhdys, eine junge Band aus Ost-Berlin, bekam 1973 die Gelegenheit, für die Ulrich-Plenzdorf-Verfilmung von „Die Legende von Paul und Paula“ ein paar Songs zu schreiben. „Wenn ein Mensch lebt“, das haben viele Menschen so empfunden, ist ein ganz besonderes Lied, das die Schicksalshaftigkeit unserer Existenz in wunderschönste Liedform gebracht hat. Heinz Rudolf Kunze, der die Puhdys schon lange persönlich kennt, hat sich hier überhaupt nicht so weit vom Original entfernt, wie es bei anderen Songs der Fall ist. Warum auch? „Wenn ein Mensch lebt“ rührt jeden Menschen, in dem eine humanistisch-romantische Ader schlummert. Vergleichbar mit Evergreens wie „Sounds of Silence“ von Simon & Garfunkel oder „Imagine“ von John Lennon. Und genügend Humor, damit diese Hymne über uns Menschen ein Lächeln auf unsere Gesichter zaubert, hat die Komposition obendrein. Sehr gute Wahl. Punkt.

„Haus der Lüge“, Einstürzende Neubauten, 1989 (Industrial Classic)

Heinz Rudolf Kunze interpretiert die Einstürzenden Neubauten. Was auf den ersten Blick fast schon ein wenig abwegig scheint, ist bei näherer Betrachtung viel sinnfälliger als manche meinen dürften. Denn Kunze ist nicht nur mit Theater und Theatralik sehr vertraut, sondern gehört seit jeher zu den sprachlichen Avantgardisten, die sich selbst immer wieder fordern. „Haus der Lüge“ ist also durchaus ein gefundenes Fressen für die Wandelbarkeit von Kunze, der sich in die Produktion dieses sperrigen Songs hineinsteigert und jede Volte und jeglichen Dadaismus, die sich in Blixa Bargelds radikaler Prosa verbergen, heraus zu kitzeln weiß. Großes deutsches Theater. Eine Verbeugung vor einem Meisterwerk von der Wucht eines Beckett-Monologs.

Epilog

Größer kann der Spagat nicht sein wie zwischen „Ganz in weiß“ von Roy Black und „Haus der Lüge“ von den Neubauten. Fürs Cover ist das Geburtstagskind in spe von Starfotograf Jim Rakete abgelichtet worden. Apropos Rakete, ein derartiges musikalisches Feuerwerk haben ihm wohl nur die wenigsten zugetraut. Produzent Swen Meyer hat ganze Arbeit geleistet, dafür gebührt auch ihm großer Respekt, genau wie den zahlreichen Musikern, ob aus Kunzes Band oder andere Gäste. Das Schönste sind aber Kunzes stimmlich perfekte Verwandlungen: Mal um Mal verbeugt sich der Künstler vor den Meisterwerken seiner Kolleginnen und Kollegen – verbiegen musste er sich dabei kein einziges Mal. Das nennen wir dann mal authentisch und gratulieren dem alten Haudegen zum 60. aufs Allerherzlichste.

Heinz Rudolf Kunzes neues Album „MEISTERWERKE:VERBEUGUGEN“ inkl. der Single „Blumen aus Eis“ erscheint am 30.09.2016 als CD und Download.

Deutschland (VÖ: 12.02.2016)

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Sein neues Studioalbum „Deutschland“ erscheint am 12. Februar 2016 bei RCA/ Sony Music
Ab Oktober 2016 auf großer Jubiläumstour

„Deutschland, Deutschland, nervöses Reich der Mitte“ – so beginnt der gleichnamige Song vom rockenden Dichter und Denker höchstpersönlich: HEINZ RUDOLF KUNZE. Deutschland hat in Zeiten von „Terror in Europa“ und der dramatischen Flüchtlingskrise genug Gründe, nervös zu sein. Mehr als 800.000 Menschen auf der Flucht werden derzeit nach einer oftmals beschwerlichen Odyssee in Containern und Notunterkünften hierzulande untergebracht. Zeitgleich gehen Bürger Deutschlands zu fremdenfeindlichen Kundgebungen auf die Straßen, um ihrer Wut Luft zu machen. „Doch reich ist Deutschland trotzdem sehr“ heißt es in dem Song weiter: Den sogenannten Wutbürgern treten Tausende Menschen entgegen, gegen Hass und Hetze und für ein friedvolles Neben- und Miteinander. Und zwischendrin der deutsche Rock-Poet, der im Februar 2016 nicht nur sein neues Album „Deutschland“ veröffentlicht, sondern ab Oktober 2016 auch mit „Verstärkung“ auf große Deutschlandtournee geht.

„Deutschland meine Heimat, Deutschland mein Zuhaus, ich bin ein Deutscher durch und durch, hier kenn ich mich aus.“ – und das bereits seit 60 Jahren. Tatsächlich feiert Mr. Deutschrock, der im Flüchtlingslager Espelkamp geboren und in Osnabrück aufgewachsen ist, 2016 runden Geburtstag. Ein Grund mehr, mit seinen Fans zu feiern! Im Gepäck nicht nur das neue großartige Album, sondern auch die eine oder andere Überraschung.

HEINZ RUDOLF KUNZE, wortgewandter, intellektueller Poet und Rockmusiker, spielt mit exzellenter „Verstärkung“ auf den großen Rockbühnen des Landes unter einem Tourmotto, welches auch den Titel des neuen Albums trägt: „Deutschland“. In seinen neuen Liedern zeigt sich das Genie des Mannes, der sich die Brille des kritischen Beobachters aufsetzt, den Blick zielstrebig auf Probleme gerichtet, denen andere nur zu gerne den Rücken kehren. Man muss sich mit „Deutschland“ beschäftigen; um es zu verstehen, weil es ein dickes Ausrufezeichen bedeutet und eine Kraft verströmt, deren Resonanz durch die gesamte Republik zu spüren sein wird. Sowohl inhaltlich, vor allem aber musikalisch.

Heinz Rudolf Kunzes neues Album „Deutschland“ inkl. der Single „Das Paradies ist hier“ erscheint am 12.02.2016 als Standard-CD, Premium-Buch-Edition, Doppel-Gatefold-Vinyl, MSD-Edition und als Download.

HEINZ RUDOLF KUNZE & VERSTÄRKUNG – DEUTSCHLAND – TOURNEE 2016:
01.10.16 Leipzig – Haus Auensee
02.10.16 Erfurt – Stadtgarten
03.10.16 Wernesgrün –  Brauerei
04.10.16 Nürnberg – Hirsch
06.10.16 Köln – Gloria
07.10.16 Osnabrück – Rosenhof
08.10.16 Bremen – Schlachthof
09.10.16 Rostock – Moya
12.10.16 Hannover – Capitol
13.10.16 Würzburg – Posthalle
15.10.16 München – Technikum
17.10.16 Frankfurt/M. – Batschkapp
19.10.16 Dortmund – FZW
21.10.16 Magdeburg – Altes Theater
22.10.16 Berlin – C-Halle
25.10.16 Cottbus – Gladhouse
26.10.16 Dresden – Alter Schlachthof
27.10.16 Zwickau – Ballhaus
29.10.16 Halle – Händelhalle
30.10.16 Hamburg – Große Freiheit

Veranstalter: Mawi Concerts
Karten sind erhältlich bei allen bekannten Vorverkaufsstellen, telefonisch unter der Tickethotline 0341 – 98 000 98 oder im Internet unter www.mawi-concert.de

Räuberzivil – Tiefenschärfe (Doppel-CD) (VÖ: 27.02.2015)

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Neulich titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung auf ihrer Internetseite provokativ: Ist Herbert Grönemeyer noch zeitgemäß? Heinz Rudolf Kunze, deutscher Rockmusiker, Songwriter, Texter

und eben auch Kollege Grönemeyers, hätte ungebeten, versteht sich die Frage nur allzu gerne beantwortet: Nein, natürlich nicht. Zeitgemäß ist der deutsche Schlager. Wir dagegen machen etwas, mit dem man in Würde alt werden kann. Für Kunze impliziert das Thema der FAZ nur vordergründig Zweifel an der qualitativen Integrität des Bochumers. Vielmehr wusste er zwischen den Zeilen die unterschwellige Kritik am generellen Niveau heutiger Musikphänomene herauszulesen. Er, der wie kaum ein anderer deutscher Künstler mit Worten und Tönen intelligent jongliert, immer wieder auch diskutable Themen aufgreift und Akkordfolgen rein nach künstlerischen anstatt kommerziellen Kriterien beurteilt, unterscheidet anno 2014 stärker denn je zwischen (Schlager-) Spreu und (Singer/Songwriter-) Weizen. Auch deshalb gibt es Räuberzivil, Kunzes Band, die vor zehn Jahren als wie er es nennt leise kleine Zweitaktion entstanden ist und die sich in der Zwischenzeit zu einer festen Institution entwickelt hat. Auf ihren bis dato drei Veröffentlichungen konnten Räuberzivil ihr Profil schärfen. Nun, mit dem neuen Album Tiefenschärfe, ist die Mischung aus überwiegend akustischen Instrumenten und typischen Kunze-Texten endgültig zum eigenen Markenzeichen geworden.

Apropos: Politischer Opportunismus ist dem deutschen Künstler genauso fremd wie musikalische Konturlosigkeit. Dem Titel des neuen Albums entsprechend haben seine Lieder nicht nur textliche Tiefenschärfe, sondern gleichzeitig auch kompositorischen Kraft. Banale Schlagerstrukturen vermeidet er ebenso wie etwa den kapriziösen Stil des französischen Chansons: Ich bin ein anglo-amerikanisches Hörkind, bin mit Blues und Rockmusik aufgewachsen, mit der Tendenz zu handgemachter Musik. Zu diesem Zweck hat er bei Räuberzivil Musiker um sich geschart, die mit ihm zusammen und seinem Gusto entsprechend für den guten Ton sorgen: Ralph König spielt Gitarre, Mandoline, Banjo, Lap-Steel-Gitarre, quasi alles, was Saiten hat. Peter Pichl ist der Bassist der Band und sorgt zusammen mit Percussionist Hilko Schomerus für das Fundament der Stücke, auf dem auch die Gastmusiker Konrad Haas (Querflöte, Irische Flöte) und Martin Huch (Pedal-Steel & Lap-Steel-Gitarre) ihre hörenswerten Beiträge platzieren können.

Wie bei Heinz Rudolf Kunze kaum anders zu erwarten ist auf Tiefenschärfe natürlich nicht alles nur inhaltsschwer und wortgewaltig, sondern vieles auch humorvoll, poetisch, sensibel oder einfach nur lustig. Witz und Poesie, die Gabe zum Träumen und Sinnieren, dies alles ist seiner künstlerischen DNA in gleichem Maße fest verankert wie sein kritisch-wacher Geist.

Knapp zwei Dutzend teils beruhigende, teils aufwühlende Songs machen Tiefenschärfe zu einer bunten Wundertüte voller Musik und ihren Geschichten. Die meisten davon sind in den zurückliegenden zwölf Monaten entstanden und zeigen Kunze mehr als jemals zuvor als deutsches Pendant zu Songwriter-Legenden wie Bob Dylan, Leonard Cohen oder Nick Cave. Diese Band ist meine Spielweise, auf der ich mich austoben kann und in der ich an keinerlei taktische Überlegungen gebunden bin , sagt Kunze über Räuberzivil. Wohl auch deshalb ist das neue Werk Tiefenschärfe so außergewöhnlich bilderreich und bunt ausgefallen. Kunze: Die ganze Welt kommt in diesem Album vor.

Tracklisting:

1. Robert Limpert    6:26
2. Lügner    4:19
3. Komme nicht aus Alabama    3:46
4. Rosmarin    6:10
5. So wie du bist    2:53
6. General Lee    3:53
7. 30 Prozent    3:32
8. Am Meer stehen    3:39
9. Drunter und drüber    3:48
10. Greif schon zu    4:42
11. Ein Nichtsnutz sein    3:59
12. Ponderosa    4:31
13. Papa hat Geld    2:48
14. Es ist schwierig    3:19
15. Brot aus Gold    2:54
16. Samarkand    3:08
17. Der beste Schurkendarsteller    3:25
18. Willkommen liebe Mörder    3:14
19. Mein Anwalt und Ich    5:31
20. Nichts als offene Fragen    4:35
21. Ich möchte scheitern    4:24
22. Das Problem ist    3:33
23. Tu nur was du nicht lassen kannst    3:17

Stein vom Herzen (VÖ: 25.10.2013)

Vorsicht, Steinschlag!

Dem Dichter und Denker fällt ein gewaltiger „Stein vom Herzen“, dass es nur so rockt und rollt. Klingt so Erleichterung? Möglicherweise ist es ein Stein des Anstoßes, möglicherweise auch der Stein eines Weisen. Sicher ist nur, dass Herr Kunze den Stein am Ende doch wieder den Berg hinauf rollen wird, so wie einst Sisyphos. Dennoch. Einer muss es ja machen.

Muss man sich Heinz Rudolf Kunze daher als glücklichen Menschen vorstellen? Kommt ganz darauf an. In einem neuen Lied heißt es: „Erwarte wenig und stell dich darauf ein: Das Glück ist außerordentlich und klein.“

Selten hat der deutsche Pop-Poet eine so sichere Balance gefunden zwischen der Innen- und der Außenwelt, zwischen Privatem und Politischen, Poesie und Philosophie. Der zornige junge Mann von einst ist inzwischen ein Mann in den besten Jahren, aber immer noch ganz der Alte. Er hat (mindestens) zwei Seelen in seiner Brust. Das zeigt sich ja auch in den zwei Bandprojekten, die Heinz Rudolf Kunze seit einigen Jahren parallel betreibt, so ähnlich wie Neil Young: Er spielt mit „Verstärkung“ auf der großen Rockbühne und setzt mit „Räuberzivil“ auf leise literarische Töne. Damit nicht genug ist er auch erfolgreich als Übersetzer, Musical-Komponist und Schriftsteller tätig. Kunzes erster richtiger Roman „Manteuffels Murmeln“ soll zur Leipziger Buchmesse im Frühjahr 2014 erscheinen.

Gefühl und Härte – ausgerechnet bei diesem zutiefst bürgerlichen Künstler trifft der alte Anarcho-Spruch mitten ins Schwarze. Mut zum Gefühl und Wut auf die Verhältnisse, die nicht so sind, wie sie sein sollten. Der Poet wird konkret: „Je älter ich werde, desto mehr kann ich mich über den Zustand dieser verblödeten und verkommenen Gesellschaft empören. Unsere Zeit gibt höchsten Anlass zur Sorge. Es wundert mich, dass sich so wenige Kollegen darüber aufregen.“

Neue Songs wie „Schämt ihr euch nicht“ oder „Weltweit Feuer frei“ sprechen eine deutliche Sprache. Kunze prangert Heuchelei und Doppelmoral in einer Gesellschaft an, in der immer die anderen schuld sind, egal ob es um den Lebenswandel einzelner oder um Waffengeschäfte der Republik geht. Und wer traut sich schon mitten in der EU-Krise zu bekennen: „Ich bin Europas Sohn“? Das könnte hierzulande ähnliche Irritationen auslösen wie einst Bruce Springsteen in den Vereinigten Staaten mit „Born In The USA“.

Heinz Rudolf Kunze zeigt Ecken und Kanten. Der  Wutbürger ist auch ein Mutmacher, der seinen Fans mit Rat und Zitat zur Seite steht. „Man muss das Leben nehmen, wie es ist“, klingt von ihm gar nicht resigniert, sondern sehr pragmatisch. Und in einem anderen Song heißt es: „Es wird ein gutes Leben, es kommt darauf an, dass man das Beste daraus macht.“ Ja, das Steinewälzen und Weltverbessern bleibt eine (Über-)Lebensaufgabe. Nicht nur für Künstler. Aber es ist schon ein besonderes Kunststück, den Zuhörern solche schwerwiegenden Einsichten als leichte Kost zu verkaufen. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist die scheinbar so fröhliche und optimistische Radio-Hymne „Hallo Himmel“, die sich in Wahrheit ums Sterben dreht.

Daneben enthält das Album auch wunderschöne Lieder über die Liebe in Zeiten der Krisen („Stein vom Herzen“, „Küsse unterm Kleid“, „Wenn Du sie siehst“). Und wie immer ist auch dieses vielschichtige Kunze-Album voll musikalischer Anspielungen, Aha-Effekte und Querverweise, eine Quintessenz der Rock-Geschichte. Kunze kennt´s, Kunze kann´s!

14 neue Songs enthält das Album „Stein vom Herzen“, das Heinz Rudolf Kunze erstmals zusammen mit seinen Musikern Jens Carstens und Zoran Grujovski gemeinsam produziert hat. Die Aufnahmen entstanden in verschiedenen Studios in Hamburg, in Irland und bei Kunze im Keller.

Zu hören ist Heinz Rudolf Kunze (Gesang, Piano, Keyboards, Gitarren) mit seiner bewährten Rockband „Verstärkung“, das heißt mit Jens Carstens (Drums, Percussion, Programming, Keyboards, Gesang), Zoran Grujovski (Gitarren, Bass, Keyboards, Orgel, Piano, Programming, Gesang), Leo Schmidthals (Bass) und Matthias Ulmer (Keyboards, Piano, Orgel). Als Studiogäste: Peter Weihe (Gitarren), John Byrne (Dudelsack) und das Kaiser Quartett (Adam Zolynski, Makrouh Hagel, Ingmar Süberkrüb, Martin Bentz).

Neben dem Standard-Album erscheint eine Premium-Edition des Album im Digipak inkl. einer Bonus-DVD mit einem längerem Making-Of-Video, „Hallo Himmel“-Musikvideo, Track-by-Track-Kommentar-Video und einer Fotogalerie. Weiterhin erscheinen diverse „Kunden-Exclusives“ wie eine Amazon Deluxe-Box (verpackt in einer stabilen Clamshell-Box inkl. der Premium-Edition, einem handsignierten Kunstdruck, einem 32-seitigen Büchlein mit exklusiven handgeschriebenen Songtexten, Künstler-Vorwort, Fotos aus Irland und jeder Menge Zusatzinfos zum Album), eine Media Markt-Edition (mit dem Bonustrack „Erinnerung verlass mich nicht“) und ein iTunes-Exclusive (mit dem Bonustrack „Mensch Klaus“).

Heinz Rudolf Kunzes 34. Album ist zugleich die erste (und richtungsweisende) Veröffentlichung des vor kurzem  gegründeten Labels RCA Deutschland. Es empfiehlt sich als neue Adresse für Rock „Made in Germany“ mit maßgeblichen Künstlern wie Peter Maffay und den Scorpions. Der Anfang klingt schon mal sehr viel versprechend und macht neugierig.

Uns fragt ja keiner (VÖ: 2013)

Titelliste
Uns fragt ja keiner
Was hätten wir davon
Radio Galeere (Sprechtext)
Ein schlechtes Gewissen
Fotos von Renee
Ich will den kalten Krieg zurück
Mann im Mond
Dein ist mein ganzes Herz
Wenn du sie siehst
Melancholie
Euphorie
Die Patenschaft (Sprechtext)
Das Handy
Alles nur geklaut
Und sie lacht
Finden Sie Mabel
Überlebensmüde (Sprechtext)
Keine Luft mehr
Unser Platz an der Sonne
Fast (Sprechtext)
A7
Undercover Man
When Love Comes Calling
Es war nicht alles schlecht
Meine eigenen Wege
Leben auf der Flucht
Won’t Forget These Days
Im Aufbruch
Lola
Münchhausens Nachtlied
Das Handy (Single Mix)