Poe – Pech und Schwefel (VÖ: 2004)
lauten Titel und Untertitel der vierten Komposition Frank Nimsgerns für das Saarländische Staatstheater (nach „Paradise of Pain“, „SnoWhite“ und „Arena“). Nimsgern der u.a. große Erfolge am Berliner Friedrichstadtpalast feiern kann, hat diesmal einen der renommiertesten deutschen Songschreiber als Text-Autor gewinnen können: Heinz Rudolf Kunze. Kunze, seit vielen Jahren sicher der anspruchsvollste Texter, Übersetzer und Musiker in der deutschen Szene, war seit jeher fasziniert vom Thema des neuen Musical-Projekts: Die Person und das Werk Edgar Allan Poes. Doch nicht nur Nimsgern und der ausgewiesene Poe-Kenner Kunze sind die Väter dieses „literarischen“ Musicals. Songs, szenische Konzeptionen und zahlreiche Grundideen steuerten außerdem Aino Laos und Frank Felicetti bei – beide in Saarbrücken als Musicaldarsteller bestens bekannt. Hauptfigur und Ideen-Pool für dieses Musical liefert der Stammvater aller Schauerliteratur: Edgar Allan Poe. In sieben Bildern, die thematisch den berühmtesten Erzählungen Poes folgen, wird die Geschichte eines verhängnisvollen Teufelspaktes erzählt: Poe, dessen schaurige Obsessionen ihn schier in den Wahnsinn treiben, wird von einem geheimnisvollen Dr. Pilatus, hinter dem sich niemand anders als der Teufel selbst verbirgt, Heilung versprochen. Wenn Poe dem notorisch fantasielosen Teufel seine grausamen Szenerien überlasse, werde er endlich Ruhe vor seinen Wahnbildern finden. Poe akzeptiert – und findet sich unversehens im Strudel der nun zur Realität werdenden eigenen Fantasien wieder. Als Schöpfer und Opfer seiner eigenen Phantasmagorien versucht er zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Einmal in die Wirklichkeit entlassen, finden seine Visionen nicht mehr zwischen die Buchdeckel zurück, für die sie einst gedacht waren. Nur das Selbstopfer kann diesen Teufelskreis noch stoppen …
Wir tappen lebenslänglich im Dunkeln, seh’n nicht, was wir in Wirklichkeit sind. Wir fall’n herein auf Glitzern und Funkeln so taub und so stumm und so dumm und so blind
Nicht auszudenken, wie das wohl wäre, behielte nicht die Angst Oberhand. Mit Händen zu greifen: Das Ungefähre! Man kneift vor dem verbotenen Land
(Aus „Poemanie“ von Heinz Rudolf Kunze)
Schlag ein! Schlag ein! Der Wortlaut soll mit unsrem Blut geschrieben sein. Schlag ein! Schlag ein! Das Schicksal kreuz zwei Nadeln im Heu, Wir sind nur noch den Buchstaben treu!
(Aus „Schlag ein“ von Heinz Rudolf Kunze)
CD zum Musical „Poe – Pech und Schwefel“Das Musical hatte am 30. Oktober 2004 am Staatstheater Saarbrücken Premiere. Der Original-Soundtrack zum Musical mit allen Songs ist im Handel zu erhältlich.